29. April 2016 in St. Joseph Herzberg und Hattorf

Schauen Sie, so wünschen wir uns die Lokale Kirchenentwicklung NICHT: Der Bischof schaut aus Hildesheim über seinen schön gepflegten Rasen, bei uns wachsen alle Sorten von schönen, bunten Blumen, dann kommt er und mährt alles wieder ab…..!

Mit einem Augenzwinken überreichen uns Mitglieder des Pfarrgemeinderates in Herzberg diese selbstgezeichnete Karikatur. Die Befürchtungen, die die Herzberger haben, konnten wir durch unseren Besuch am 29. April 2016 hoffentlich zerstreuen.

Nein, Lokale Kirchenentwicklung soll ja gerade bunt und vielfältig sein, nicht überall gleich. Dass sich manchmal auch Blüten entwickeln, die dann wieder eingehen oder deren Früchte für die Menschen vor Ort nicht so nahrhaft sind wie andere, gehört dazu und wird vorkommen. Aber gerade in Herzberg hatten wir einen ganz anderen Eindruck: Die Verantwortlichen dort gehen mit guten Ideen und viel Energie in die Zukunft, unterstützt von ihrem Pfarrer. Für uns ein sehr schöner, mutmachender Abend.

„Wenn in Zukunft die Pfarrstelle in Herzberg nicht mehr besetzt werden kann – ist es dann nicht besser, wenn die dann „hirtenlosen“ Katholiken in die evangelische Kirche gehen und dort die Predigt von einem Pastor gehen hat, der Theologie studiert hat und sein Fach versteht?“ Etwas provozierend stellt ein Teilnehmer aus der Runde diese Frage. Das lassen die Mitglieder des Arbeitskreises Spiritualität nicht auf sich sitzen. „Dann kommen Sie doch mal in die von uns vorbereiteten Wort-Gottes-Feiern und machen sich selbst ein Bild davon!“ Richtig so! In Zukunft wird es wohl häufiger Gottesdienste geben, die nicht von Priestern gehalten werden. Aber das heißt nicht, dass die „Qualität“ dieser Feiern sinkt. Frauen und Männer bereiten die Gottesdienste gemeinsam vor – sprechen über das Evangelium, verbinden die Botschaft, die sie hören mit dem alltäglichen Leben, formulieren sie neu und überlegen, wie der Gemeindegottesdienst lebendig und ansprechend gefeiert werden kann.

Das spricht nicht gegen ökumenische Aktivitäten und Gottesdienste. Aber viele Katholiken spüren, dass ihre Gottesdienste anders sind als die in der evangelischen Kirche. Liturgie feiern in vielen Formen – katholische Traditionen pflegen und herausfinden, was den eigenen Glauben nährt und die Menschen vor Ort anspricht. Offen besprechen, welche Gottesdienstformen wir „unter uns“ feiern und was wir gemeinsam mit den Christen anderer Konfessionen tun können. So stelle ich mir eine zukunftsfähige, ökumenische und wirklich katholische Kultur vor.

Dieser Reisebericht stammt von 
Christiane Müßig, Referentin für Lokale Kirchenentwicklung